Korrektur von Geschäftsbriefen

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Marina
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Korrektur von Geschäftsbriefen

Beitrag von Marina »

Hallo Kollegen,

sitze gerade über einer Geschäftsbriefprobe und stehe wie schon so oft vor einem Problem: Wie bewerte ich Fehler, die als "Soll-" oder "Kann-" Bestimmung in den Normen stehen z. B.

- die drei Leerzeilen vor der maschinenschriftlichen Namenswiederholung

- die (vergessene) Anrede im Anschrifenfeld

- die Verwendung bzw. Nichtverwendung von Zeichen im Brieftext ...

Wie macht Ihr das? Bisher war ich meist streng und habe alles mit 6 FP bewertet (warum mühe ich mich sonst ab, Ihnen die Regeln beizubringen?), allerdings kann man die Prüfungsvorschläge auch anders lesen.

Für verschiedene Meinungsäußerungen wäre ich sehr dankbar!

LG Marina
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

Meine spontane Auslegung ohne die Regeln im Detail betrachtet zu haben wäre SOLL = MUSS und KANN = EGAL.
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steines
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Beitrag von steines »

Ich hasse diese Kann- und Sollregeln. Normalerweise mache ich es so, dass ich bei Klassenarbeiten streng bewerte. D. h. ich rechne den Fehler - schließlich habe ich in den vorhergehenden Stunden diese Regeln intensiv unterrichtet. Nur bei der Prüfung bin ich dann großzügig.

Gruß steines
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sunshine-sr
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Beitrag von sunshine-sr »

Da stimme ich steines voll und ganz zu. Regeln werden erarbeitet, um auch eingehalten zu werden. Du fängst ja in 8 mit der Thematik schon an. Zeit ist also genügend - und so viele Regeln sind es ja auch nicht.

- die Sache mit den Leerzeilen stößt bei mir auf keine Probleme (am besten merken sie es sich so: Zwei unter Betreff, drei unter Firmenbezeichnung, sonst überall eine.)

- oh ja, die Anrede. Aber da kenne ich keine Gnade. Für mich zählt die in den Bereich der Höflichkeit.

- Zeichensetzung, auch die macht Probleme, aber es muss sein. Schließlich diktiere ich die Dinger ja.

Ich gebe dafür ab und an auch ein paar Hinweise in Proben und Prüfungen. "Überprüft eure Anschrift, ob sie auch höflich genug ist." "Denkt an die Leerzeilenregel", Satzzeichen in schwierigen Situationen (Nummerierungen, Aufzählungen, Hervorhebungen) werden auch wiederholt, wenn ich sehe, dass es irgendwo hakt.

Schwierig ist die Thematik, das stimmt. Es ist besser geworden, seitdem jeder Brief über Beamer verbessert wird, bevor er zum Ausdruck kommt. Wichtige Stellen werden farbig hinterlegt und die Leerzeilen an den wichtigen Stellen mit z. B. Smilies versehen. Gut für die Konzentration ist es, wenn du die verbesserten Briefe auch einmal benotest :D

Gruß

Oliver
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Borcas
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Beitrag von Borcas »

Auch wenn ich eigentlich nichts sagen kann, was nicht schon steht: Du wolltest ja viele Antworten:

Stimme den beiden absolut zu. Wenn du bei der Benotung nicht hart bleibst, wozu hast du es dann gemacht? Normfehler sind sechs Fehlerpunkte. Und auch wenn in der Norm steht: Es ist eine Kann-Regel: Die Schüler lernen es als Muss. Dafür wählst du ja selbst deine Ziele aus.

Auch ich drücke dann in der Prüfung vielleicht das eine oder andere Auge zu, wobei das nur in speziellen Fällen vorkommt. Aber unterm Jahr sollen die Schüler ja was aus ihren Fehlern lernen.
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Bernhard
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Beitrag von Bernhard »

Aber genau da ist doch der Unterschied: Ich sehe eben bei einer Kann-Regel keinen Fehler. Es ist ja schliesslich keine Pflicht.

Ein Beispiel:

Die vorherige DIN 5008 sagte: Die Leerzeile vor PLZ/Ort kann entfallen. Da seid ihr ja auch nicht hergegangen und habt plötzlich allen Schülern mit Leerzeile 6 Fehlerpunkte abgezogen. Ich gehe sogar noch weiter, ich unterstelle einfach mal das Gegenteil. Aber aus heutiger Perspektive ist es eben völlig falsch, da das Weglassen als Regel eingepflegt wurde.

Weiteres Beispiel:

Ich sage zu meinen Schülern: Macht vor der Unterschriftswiederholung drei Leerzeilen. Ihr dürft - wenn z. B. euer Chef groß unterschreibt - gerne auch mehr machen, aber merkt euch drei Leerzeilen. Und genauso behandle ich es dann bei einer Probe. Wenn jemand ein oder zwei Zeilen mehr hat ist es kein Fehler.

Es hängt also meiner Meinung nach davon ab, wie man es im Unterricht behandelt. Wenn ihr hier im Unterricht schwarz/weiß-Regeln durchnehmt, dann könnt ihr ja auch so korrigieren. Da seh ich das Argument schon ein.
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Beitrag von Borcas »

Und genau das ist der Punkt. Ich entscheide doch selbst, was bei mir eine Kann- und was eine Mussregel ist.

Der Betreff KANN hervorgehoben werden. So lernen es meine Schüler. Aber: Vor der Unterschriftswiederholung stehen IMMER 3 Leerzeilen.

Klare Aussagen. Und dann kann ich auch klar korrigieren.

Ich denke, in diesen Fällen muss einfach jeder seine Schwerpunkte selbst finden.
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Marina
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Beitrag von Marina »

Hallo,

danke für eure zahlreichen Antworten und die interessante Diskussion. Ich habe mich dank eures Zuspruchs wieder für die strenge Bewertung entschieden. Denn sonst habe ich wirklich keine Chance, dass die Schüler die Regeln lernen.

LG Marina
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sunshine-sr
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Beitrag von sunshine-sr »

Hi Marina,

das Regellernen ist eine schwierige Sache. Eigentlich hilft am besten die ständige Wiederholung. So wie in jedem 4 Std. Block bei mir eine Abschrift angefertigt wird, so wird auch ab Mitte November immer ein Brief geschrieben. Die besten Erfahrungen habe ich mit Fehlervorlagen gemacht. Die Schüler bekommen 5 Minuten, um die Fehler zu erkennen und den Vordruck bis zur Anrede (Absender, Logo, Anschrift, Infoblock, Betreff und Anrede) zu schreiben. Dann beginne ich mit dem Diktat. Der Rest der 25 Minuten steht dann zur Verbesserung und Vervollständigung zur Verfügung. Vor dem Ausdruck wird dann gemeinsam verbessert.

Jetzt klappt das natürlich noch nicht vom zeitlichen Ablauf her. Aber im Laufe des Jahres wird das schon.

Ich packe dir mal einen Brief in die Anlage.

Gruß

Oliver
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Marina
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Beitrag von Marina »

Hallo sunshine,

danke für deine Tipps. Fehlervorlagen sind immer eine gute Möglichkeit die Aufmerksamkeit zu schulen!

Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei weitem nicht in jeder Einheit einen Brief (und auch keine 10-M-A) anfertige. Bleibt dir dabei genügend Zeit für die anderen Inhalte? Schließlich ist es mit dem Schreiben allein nicht getan - Ausdrucken und Korrigieren dauert ja auch!

LG Marina
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Beitrag von sunshine-sr »

Hi Marina,

die eine Stunde bis zur Pause ist läuft das Einschreiben mit der Abschrift und Hausaufgabenkontrolle. Danach Wiederholung des Stoffes der letzten Stunden. Nach der Pause ist der Brief dran, dauert max. 45 Minuten (theoretisch ;) ). Im Layout kann ich meinen nicht mehr viel beibringen, da ich in 7 und 8 schon mehr Zeit habe und zu dem Thema das meiste schon hinter mich bringe. Alle bürotechnischen Inhalte werden in der Regel mit einer Layoutaufgabe verknüpft. Auch so Sachen wie Anschriftenübungen werden dazu verwendet. Die Übung machts halt. Serienbrief lasse ich in der R sein und am AutoText ist ja nicht viel dran. Wenn der Geschäftsbrief sitzt, ist der AutoText ratz fatz erledigt, wenn nicht, lasse ich ihn lieber weg.

Auch hier ist mein erster Ansprechpartner die Berufsschule. Die haben lieber eine gesicherte Basis als "viel gemacht haben aber nix können".

Gruß

Oliver
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Bertl
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Beitrag von Bertl »

Ich bin selbstverständlich eurer Meinung, dass wir die Regeln einhalten müssen. Nachdenklich macht mich nur die Tatsache, dass die Schüler ihre Absagen auf die Bewerbungen mitbringen und mir die Fehler zeigen, die sie darin finden. Auch als ich in der Berufschule unterrichtete, merkte ich, dass in vielen Firmen die Regeln nicht eingehalten werden bzw. gar nicht bekannt sind. Also, ob da jetzt 3 oder 4 Leerzeilen vor der maschinenschriftlichen Wiederholung des Unterzeichners sind und 1 oder 2 Leerzeilen vor den Anlagen ist mir in der Zwischenzeit wirklich egal. Ich denke, dass es darauf nicht ankommt.
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