Ich bin kein Microsoftie sondern Realistin und kann natürlich nur für
unsere Hauptschule und unser Umfeld sprechen:
Bei uns haben sich die zukünftigen Lehrherren unserer Schüler so massiv
gegen etwas anderes als MS-Office ausgesprochen, dass ich das persönlich
schon erschreckend fand.
Vor allem auch die Ignoranz und die Unwissenheit, die in dem Bereich
vorherrscht. Es ist ein Witz, dass einige der Lehrherren immer noch MS
Office 97 einsetzen, aber nicht wahrhaben wollen, dass es für einen auf
Office XP ausgebildeten Schüler mindestens genauso ein großer
Unterschied ist, plötzlich mit Office 97 zu arbeiten, wie die Umstellung
von StarOffice auf MS-Produkte.
Keine Frage, der finanzielle Aspekt ist halt in heutiger Zeit einfach
das A und O.
Am meisten ärgert mich, dass da ein Problem hochgekocht wird, das gar
keines ist. Schon früher habe ich für Schüler an unserer Schule
OpenOffice-CDs gehabt, dass sie dieses zu Hause installieren können.
Denn ich wollte versuchen, den illegalen Einsatz von MS-Office Produkten
zu Hause zu unterbinden.
Ich hatte ihnen OpenOffice kurz vorgestellt, die wenigen größeren
Unterschiede behandelt und schon liefs. Da waren wirklich ganz wenige
Schüler, die einmal nachfragten, wo die oder die Funktion versteckt
wäre. In ihren KBB-Hausaufgaben waren keine Fehler, die auf die
Programmbedienung zurück zu führen gewesen wären.
Ich muss jetzt sagen, dass wir das Glück haben, dass unsere
Laptopklassen von MS unterstützt werden. Wir mussten lange bibbern, weil
das Partnerschulprojekt in der damaligen Form auslief. Gleichzeitig ist
den Eltern aber nicht zuzumuten, neben einem nicht gerade billigen
Laptop auf noch ein teures Softwarepaket zu kaufen. Also liefen meine
Überlegungen vor der Zusage auf einen "Hybridbetrieb" hinaus. Oder um
meinen Gedankengang übertragen auf "normale Schulen" noch klarer zu
machen:
Auch wenn ich im Computerraum nur zwei PCs mit MS Office, die nicht mal
ins Netz integriert sein müssen, stehen habe, vielleicht mit einem
Drucker, dass man die Arbeiten auch ausdrucken kann, dann können die
Schüler doch auch guten Gewissens Erfahrung im Umgang mit MS Office in
ihre Bewerbung schreiben. Voraussetzung: Abwechselnd sitzen immer zwei
Schüler aus dem KBB-Kurs an den MS Office PCs.
Ich hab eher die Erfahrung gemacht, dass Kollegen Probleme mit einem
anderen Officepaket hatten. Die Schüler sind da intuitiver.
Noch zu der Frage ernste Unterschiede zwischen StarOffice und MS Office:
Da ich nur Erfahrungen mit OpenOffice habe, weiß ich nicht, ob der
Serienbrief mit einer Adress-Datenbank aus Access heraus in StarOffice
analog möglich ist.
Ein Problem sehe ich noch in der Übertragung von PowerPoint. Da spreche
ich nun einfach einmal aus dem Feedback der Lehrherren. Das sind in der
Mehrzahl natürlich kleine und mittelständische Unternehmen, Handwerker
oder Selbstständige, bei denen die Bedienung von PowerPoint anscheinend
nicht geläufig ist. Immer wieder bekomme ich die Rückmeldung auch
ehemaliger Schüler, dass sie bei einem Tag der offenen Tür, etc. eine
kleine Präsentation erstellt haben und dies immer einen sehr guten
Eindruck hinterlassen hat. Das gab sogar schon bei zwei Ehemaligen den
Ausschlag, dass sie und nicht ein anderer Lehrling übernommen wurden.
Man muss sagen in dem Bereich ist PowerPoint doch haushoch überlegen,
bietet Möglichkeiten, die im OpenOffice/StarOfficebereich so nicht
vorhanden sind. Für die Vermittlung von Grundprinzipien einer
Präsentation reicht es, aber die Aufmachung differiert im Gegensatz zum
Textverarbeitungsbereich doch stärker.
Ich denke Hauptschüler haben es auf dem Arbeitsmarkt eh schon schwer
genug, da sollte man ihnen auf jedem Fall nicht zusätzliche Nachteile
aufbürden. Wenn die zukünftigen Arbeitgeber nun einmal auf "Erfahrungen
mit MS Office" bestehen, dann sollen sie bekommen, was sie wünschen.
Lehrer sind schließlich kreativ, vor allem wenn das Geld fehlt, und
Gedankengänge sind frei.